Als ich mich das erste Mal ernsthaft mit meinem eigenen Wasserverbrauch beschäftigt habe, war ich überrascht, wie viel sauberes Trinkwasser in Toilette, Waschmaschine und in der Gartenbewässerung verschwindet. Gleichzeitig bin ich immer wieder über Begriffe wie Grauwasser, Betriebswasser und Regenwassernutzung gestolpert und habe gemerkt, wie groß die Unsicherheit ist, was davon im Haus überhaupt erlaubt ist. In diesem Beitrag fasse ich zusammen, was ich für mich geklärt habe: technisch, rechtlich und ganz praktisch für Deutschland mit Blick nach Österreich und in die Schweiz.
Grauwasser und Regenwasser – was ist was?
Unter Grauwasser verstehe ich häusliches Abwasser, das nicht fäkalienhaltig ist, also typischerweise Wasser aus Dusche, Badewanne, Handwaschbecken und oft auch aus der Waschmaschine. Es ist sichtbar verschmutzt, enthält Seifen- und Waschmittelreste, aber keine Fäkalien, wie sie in der Toilette anfallen; dieses Toilettenabwasser wird als Schwarzwasser bezeichnet. Regenwasser dagegen ist zunächst Niederschlagswasser, das über Dachflächen, Terrassen oder Höfe gesammelt und in Zisternen, Regentonnen oder Speicher geleitet wird.
Für die Nutzung im Haus werden beide Wasserarten technisch zu sogenannten Nicht-Trinkwässern oder Betriebswässern aufbereitet. Wichtig ist mir dabei die klare Grenze: Weder Grauwasser noch Regenwasser gelten als Trinkwasser, sie dürfen also nicht mit dem normalen Trinkwassernetz im Haus verbunden oder verwechselt werden.
Wo im Haus lässt sich das Wasser nutzen?
In der Praxis gibt es ein paar typische Einsatzfelder, die sich bewährt haben. Sowohl aufbereitetes Grauwasser als auch Regenwasser können zur Toilettenspülung, zur Gartenbewässerung und mit geeigneter Aufbereitung, auch für die Waschmaschine verwendet werden. In gewerblichen Gebäuden kommen noch Putzwasser, Prozesswasser oder die Nutzung zur Wärmerückgewinnung aus Grauwasser hinzu, was im Einfamilienhaus eher die Ausnahme ist.
Spannend finde ich die Kombination: Regenwasser wird im Außenbereich und für WC-Spülung genutzt, Grauwasser kann zusätzlich aufbereitet und erneut eingesetzt werden, bevor es endgültig in die Kanalisation gelangt. Damit sinkt der Bezug von Trinkwasser messbar, was man gerade bei steigenden Wasser- und Abwassergebühren deutlich auf der Rechnung sieht.
Rechtlicher Rahmen in Deutschland
In Deutschland ist die Nutzung von Regenwasser im Haus grundsätzlich erlaubt, steht aber unter dem Vorbehalt der örtlichen Entwässerungssatzung und des Wasserhaushaltsgesetzes. In vielen Kommunen gilt Anschluss- und Benutzungszwang an die öffentliche Kanalisation; Regenwasser von versiegelten Flächen darf nur dann versickert oder genutzt werden, wenn die Kommune dies ausdrücklich zulässt. Wer Regenwasser für Toilette, Waschmaschine oder zur Gartenbewässerung nutzt, muss den Wasserversorger und häufig auch das Gesundheitsamt über Art und Umfang der Nutzung informieren, bevor die Anlage gebaut wird.
Grauwassernutzung ist in Deutschland ebenfalls grundsätzlich möglich, wird aber rechtlich komplexer, weil Abwasser wieder in den häuslichen Kreislauf eingeführt wird. Einen zentralen Rechtsrahmen bildet die Anpassung des Wasserhaushaltsgesetzes an die EU-Verordnung zur Wasserwiederverwendung, die Anforderungen an Aufbereitung, Risikomanagement und Ausschluss bestimmter sensibler Gebiete formuliert. Maßgeblich für Planung und Betrieb von Grauwassernutzungsanlagen ist die Norm DIN EN 16941 2, die Mindestanforderungen an Behandlung, Installation, Kennzeichnung und Wartung solcher Systeme festlegt.
Wichtig ist außerdem das Trennungsgebot: Betriebswasseranlagen müssen dauerhaft und gegen Rückfluss sicher vom Trinkwassersystem getrennt sein, wie es die technischen Regeln für Trinkwasserinstallationen (DIN EN 806/DIN 1988) verlangen. Nicht eingehaltene Trennung kann nicht nur zu Gesundheitsrisiken führen, sondern auch zu behördlichen Auflagen bis hin zur Stilllegung der Anlage.
Blick nach Österreich und Schweiz
In Österreich sind die Grundprinzipien ähnlich: Regenwassernutzung ist möglich, aber an wasserrechtliche Genehmigungen, baurechtliche Vorgaben und kommunale Regelungen gekoppelt. Gerade bei Versickerungsanlagen und Zisternen spielen Abstände zu Gebäuden, Grundwasserstand und Bodendurchlässigkeit eine große Rolle, die in regionalen Leitfäden detailliert beschrieben werden.
In der Schweiz gibt es kein generelles Verbot, Regenwasser im Garten oder Haushalt zu nutzen; im Gegenteil, die Nutzung wird als Beitrag zu einem nachhaltigen Umgang mit Wasser gesehen. Anlagen, die Regenwasser oder anderes Nicht-Trinkwasser in die Hausinstallation für Toiletten oder Waschmaschinen einspeisen, müssen aber gemäß Trinkwasserverordnung beim zuständigen Gesundheitsamt gemeldet und entsprechend gekennzeichnet und getrennt installiert werden.
Technische Voraussetzungen und typische Systeme
Technisch gesehen unterscheiden sich Grauwasser- und Regenwassersysteme, auch wenn beide am Ende „nur“ Betriebswasser bereitstellen. Regenwassersysteme bestehen meist aus Dachentwässerung, Filter, unterirdischem Speicher (Zisterne) mit Überlauf, einer Pumpe und einer separaten Leitungsführung zu WC, Garten und eventuell zur Waschmaschine. Zisternen brauchen einen Überlauf an den Kanal oder eine genehmigte Versickerungsanlage, Rückstauverschlüsse und einen frostfreien Einbau, meist mindestens einen Meter unter Oberfläche.
Grauwasseranlagen sind technisch aufwendiger, weil sie mit stärker verschmutztem Wasser arbeiten. Hier kommen mechanische Vorfiltration, biologische oder membranbasierte Reinigung, Desinfektion und ein Speichertank zum Einsatz, bevor das aufbereitete Wasser wieder in das Betriebswassernetz eingespeist wird. Die Norm DIN EN 16941 2 legt die Anforderungen an Bemessung, Bau, Betrieb und Wartung fest, während DIN EN 12056, DIN 1986 und VDI 2070 Vorgaben für Entwässerung und Betriebswasseranlagen machen, inklusive Rückstauverschlüssen für fäkalienfreies Abwasser nach DIN EN 13564.
Aus meiner Sicht sollte eine solche Anlage immer fachgeplant und von einem installateurseitig erfahrenen Betrieb umgesetzt werden, allein schon wegen Haftung, Gewährleistung und der Abstimmung mit der Kommune.
Vorteile, Risiken und typische Missverständnisse
Die Vorteile liegen auf der Hand: Weniger Trinkwasserverbrauch, geringere Abwassermengen im Schmutzwasserkanal und eine gewisse Unabhängigkeit in Trockenperioden. Je nach Gebührenmodell kann auch die gesplittete Abwassergebühr sinken, wenn weniger Regenwasser in die Kanalisation eingeleitet wird und mehr vor Ort genutzt oder versickert wird.
Gleichzeitig sehe ich zwei große Risikofelder. Das erste ist die Hygiene: Unsachgemäß ausgeführte Anlagen, fehlende Trennung oder schlecht gewartete Filter können zur Verkeimung führen und im Extremfall das Trinkwassernetz gefährden. Das zweite ist das Baurechtliche: Wer ohne Anzeige oder entgegen der Entwässerungssatzung baut, riskiert Ärger mit der Behörde, Nachrüstpflichten oder im schlimmsten Fall den Rückbau.
Ein verbreitetes Missverständnis ist aus meiner Erfahrung die Annahme, Regenwassernutzung sei „privat“ und ginge niemanden etwas an. In Wahrheit greifen hier gleich mehrere Regelwerke, von der kommunalen Satzung über Wasserrecht bis hin zu Normen und sie gelten auch für DIY-Projekte im Einfamilienhaus.
Meine persönliche Empfehlung
Ich habe mich selbst lange gefragt, ob sich der Aufwand für eine Grauwasseranlage im Einfamilienhaus wirklich lohnt oder ob eine gut geplante Regenwassernutzung nicht der pragmatischere erste Schritt ist. Für viele Haushalte halte ich eine solide Regenwassernutzungsanlage mit Zisterne, WC-Anbindung und Gartenbewässerung für den besten Einstieg: technisch überschaubar, rechtlich gut handhabbar und wirtschaftlich vergleichsweise attraktiv.
Grauwasser würde ich eher dort ins Auge fassen, wo viel Dusch- und Badewasser anfällt (zum Beispiel in Mehrfamilienhäusern, Hotels oder Wohnprojekten) und wo eine professionelle Planung und Wartung gesichert ist. Egal für welches System: Frühzeitig mit Stadt oder Gemeinde sprechen, die zuständigen Stellen einbinden und konsequent auf saubere Trennung von Trink- und Betriebswasser achten, dann wird aus nachhaltiger Wasseridee ein rechtssicheres und langfristig stabiles Projekt.






Hallo, mein Name ist Stephan. Ich blogge hier rund um das Thema Badewanne und freue mich über regen Austausch. Willkommen im wohl größten Fachblog zum Thema Badewanne.
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